Was Johann Sebastian Bach Mitte Februar 1734 geritten haben mag: Man weiß es heute nicht mehr. Vielleicht trieben ihn größere Geldnöte. Aber dem osmanischen Sultan Mahmud I. ein Zuckerfest-Oratorium anzudienen, war eine ausgesprochene Schnapsidee, die er schlicht in der Pfeife rauchen konnte. Denn als seine Noten Ende März (Gregorianischer Kalender) 1146 (Islamischer Kalender) in Istanbul ankamen, war das Fastenbrechen längst vorbei.
Immerhin aber bekam Bach schon Mitte Juno 1734 tatsächlich eine Art Antwort aus Istanbul: Ein Paket, in dem sich nicht nur seine Noten retour, sondern – leider kommentarlos – auch eine Wasserpfeife und eine kleine Dose mit Mu’assal, einer recht feuchten und klebrigen tabakartigen Masse, befand. Und Bach verstand dies, obwohl ihm der Verwendungszweck beider Gegenstände völlig schleierhaft war, kaum erwartbar, aber wohl vorgesehenermaßen als Wink mit dem Zaunpfahl beziehungsweise abschlägigen Bescheid.
Glücklicherweise hatte Bach so noch mehr als genügend Zeit, sein Werk in die uns geläufigeren Dur- und Moll-Tonarten umzuschreiben und sich einen anderen Text aus allen möglichen Fingern zu saugen. Sein Leipziger Thomanerhaufen hat das Zuckerfest-Oratorium dann auch ganz artig und ohne von all dem auch nur zu ahnen als Weihnachtsoratorium aufgeführt.
Hier nun drei Single-Auskopplungen aus Johann Sebastian Bachs Zuckerfest-Oratorium:
- Jauchzet, frohlocket, auf, preiset das Neulicht
- Es begab sich aber zu der Zeit
- Ach mein herzlieber Mahomet