Dichtkram des Monats

Deutsche Lokalitäten – Ein Triptychon

Rechte Tafel: „Hölle“ oder „Spelunke“

Hier tummeln sich die ärmeren Gestalten.
Es riecht nach Hausschwamm: Abgestanden, faulig.
Die Herrenwelt ist dumpf, die Dame maulig.
Man trinkt und trinkt, nur um es auszuhalten.

Der Zapfhahn scheint fast pausenlos zu laufen.
Die Dame schluckt das Bier in rauen Massen.
Ein Herr will für sie einen springen lassen,
als könne er sich was dafür erkaufen.

Zum Bier gesellen sich die harten Sachen.
Der Alkohol ätzt Falten in Gesichter.
Gespräche werden härter, lauter, schlichter.
Dem Zapfer scheint das wenig auszumachen.

Der freie Wille beugt sich der Promille.
Um die erwähnte Frau gibt’s ein Geraufe.
Zwei Herren wollen Regen sein, sie Traufe.
Und erst um Viere herrscht dann wieder Stille.

Das letzte Bier wird tapfer ausgetrunken.
Die Pfützchen auf dem Tresen riechen schal.
Die Kneipe war nicht grade erste Wahl.
Die ganze Welt scheint ganz schön tief gesunken.

Der Morgen schummert angemessen gräulich
zum Rückweg, der beschwerlich ist wie neulich.

Joachim Schwarzmann

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